Pest, Yersinia pestis
Erreger:
Die Pest, welche im Mittelalter die
gefürchtetste Krankheit überhaupt war, wird von dem gramnegativen,
geißellosen Bakterium "Yersinia pestis" hervorgerufen. Benannt wurde
es nach seinem Entdecker A.E. Yserin, welcher den Erreger 1894 zusammen mit S.
Kitasato als Verursacher der nach dem lat. Wort Pestis (= Krankheit, Seuche)
benannten Krankheit erkannte.
Der Erreger kann sowohl die Lungen- als auch die Beulenpest hervorrufen. Er
befällt primär Nagetiere, weshalb die Krankheit als Zoonose deklariert wird.
Vorkommen:
Die Pest kommt heute nur noch vereinzelt in Zentralasien, Ost- und
Zentralafrika, Südamerika und den Rocky Mountains vor.
Infektionswege:
Generell sei vorherbemerkt, dass die Pest als Kampfstoff wohl
in Tröpfchenform resorbiert werden wird, also inspirativ, so dass die Erreger
inhaliert werden.
Die aus dem Mittelalter bekannte Übertragungsform gilt jedoch weiterhin als die
klassische Übertragung von Pest:
Vor einer Epidemie beim Menschen, kommt es häufig zu einer Erkrankung von
Nagetieren, z.B: einer Rattenpestepidemie. Von den Nagetieren aus, kann die
Krankheit dann direkt oder indirekt auf den Menschen übertragen werden. Direkt
übertragen wird sie normalerweise nur bei schlechten Hygienebedingungen, da die
Nagetiere in direktem Kontakt zu den Menschen stehen müssen. Eine indirekte
Übertragung kann entweder über Nahrung oder einen Zwischenwirt erfolgen.
Nahrung, welche von erkrankten Nagern angefressen wurde kann Pesterreger
enthalten, welche man beim Verzehr mit aufnehmen kann.
Zwischenwirte sind meist blutsaugende Insekten. Diese nehmen die Erreger beim
Blutsaugen am infizieren Tier auf. Weichen sie auf den Menschen als Blutspender
aus, so infizieren sie diesen, indem sie ein blutgerinnungshemmendes Sekret in
den Stich mit einspritzen, wobei Erreger mit übergeben werden.
Die Pest kann auch von Mensch zu Mensch übertragen werden, z.B: durch Flöhe
oder eine Tröpfcheninfektion.
Die Inkubationszeit bis zum Auftreten der ersten Symptome beträgt bei der
Lungenpest wenige Stunden bis zu einem Tag, bei der Beulenpest nicht länger als
6 Tage.
Symptome:
Beulenpest/Bubonenpest: | Nach 2 bis 6 Tagen beginnt die durch den Biss eines Rattenflohs übertragene Krankheit mit Fieber, Benommenheit, starkem Schwächegefühl, Kopf- und Gliederschmerzen. Im Lymphabflusssystem des Flohbisses entzünden sich Lymphsysteme und Lymphknoten und schwellen unter extremen Schmerzen in Beulen bis zu 10 cm an. Anschließend füllen sich diese mit Eiter. Nach einer Öffnung dieser können die Wunden ausheilen. In über 50% der Erkrankungsfälle kommt es jedoch zu einem tödlichen Verlauf der Krankheit. Dies resultiert entweder aus einer Ausbreitung der Erreger mit starken Hautblutungen - welche den sogenannten "schwarzen Tod" hervorruft - oder durch das Vordringen der Erreger in die Septikämie (Blutbahn), wobei es zur Ausbildung einer Lungenpest kommen kann. |
Lungenpest: | Man unterscheidet zwischen der
primären und sekundären Lungenpest. Die Symptome einer primären
Lungenpest treten 1-2 Tage nach der Infektion auf. Sie ist die direkte
Folge von z.B: einer Tröpfcheninfektion, wie sie bei Kampfstoffen der Fall ist. Eine Ausweitung der Beulenpest auf die Lunge hingegen ist
dementsprechend eine sekundäre Infektion, und wird daher sekundäre
Lungenpest genannt. Erste Anzeichen einer Lungenpest sind ausgeprägte Atemnot, schmerzender Husten, Blaufärbung der Lippen und ein hochgradig infektiöser schwarz-blutiger Auswurf. Der Tot tritt bei der Lungenpest ohne Antibiose (Antibiotikumbehandlung) in 100% aller Fälle zwischen dem 2 und 5 Tag der Erkrankung ein. |
Pestsepsis: | Allgemein ist die Pestsepsis eine Begleiterscheinung der Beulen oder Lungenpest, kann jedoch auch allein auftreten, ohne Symptome der Lungen- oder Beulenpest. Sie verläuft fast immer tödlich. |
Abortive Pest: | Die abortive Pest ist von allen bisher aufgezählten Pestsorten die am wenigsten gefährliche. Nach leichtem Fieber und geringem anschwellen der Lymphknoten kommt es zu einer langanhaltenden Immunität gegen den Erreger. |
Behandlung:
Damit eine Behandlung erfolgreich ist, müssen frühestmöglich Antibiotika wie Penicilline verabreicht werden. Tetrazykline,
Streptomycin, Sulfadiazin oder Chloramphenicol sind die Mittel der Wahl. Werden
sie nach der Diagnose früh genug eingesetzt kann ein tödlicher Verlauf der
Krankheit vermieden werden.
Geschichte:
Die ersten Aufzeichnungen
über die Pest stammen etwa aus dem Jahre 430 v. Christus. Thykidides beschreibt
das Auftreten der Seuche im belagertem Athen während des peleponesischen
Krieges.
Im Mittelalter trat zwischen 1347 und 1352 eine Pestwelle auf, welche ganz
Europa bis nach Island etwa ein drittel ihrer Bevölkerung kosteten, was
bedeutet, dass ungefähr 25 Millionen Menschen an der Krankheit starben. Die
Pest trat auch danach noch stoßweise auf, jedoch reicht die Zahl deren Opfer
nicht an die Zahl der Opfer von Mitte des 14ten Jahrhunderts heran.
Eine zweite große Epidemie der Pest trat 1896 auf. Ausgehend von Asien wurden
die Erreger durch Ratten auf Schiffen in alle größeren Häfen der Welt
transportiert. Über einen Zeitraum von 50 Jahren kam es so zu weiteren 12
Millionen Pesttoten.
Auf dem rechten Bild ist ein sogenannter Pestdoktor aus dem Mittelalter zu
sehen.
Kampfstoff:
Die Pest ist die wahrscheinlich am "geeignetste"
Krankheit, um als Massenvernichtungswaffe eingesetzt zu werden. Sie ist mit
einem durchschnittlichen Aufwand freizusetzen, tötet relativ zu anderen
biologischen Waffen sehr schnell und unbehandelt 100%ig und verursacht das
schnelle Ausfallen von Streitkräften durch Erkrankung.
Der Nachteil bei Pest ist, dass sie wie alle sogenannten "effektiven"
Massenvernichtungswaffen kaum kontrollierbar ist. Sie kann von feindlichen auf
die eigene Soldaten übertragen werden und ist aufgrund ihrer Seuchenausbreitung
absolut unkontrollierbar (aber das ist Fall Out eigentlich auch).
Die Forschungen auf dem Gebiet der Pest werden bei militärischen Einrichtungen
deshalb in zwei Richtungen tendieren. Zum einen, wie man den Erreger
Antibiotikaresistent bekommt, zum anderen, wie man es bewirken kann, dass er nur
Personen mit spezifischen Erbinformationen befällt.