Entwicklung der Atombombe
Land |
Zündung der 1. Atombombe |
Zündung der 1. Wasserstoffbombe |
Testanzahl |
Letzter Test |
USA |
16. Juli 1945 |
1. November 1952 |
1.030 Stück |
23. September 1993 |
UdSSR |
29. August 1949 |
12. August 1953 |
715 Stück |
25. Oktober 1990 |
England |
3. Oktober 1952 |
8. November 1957 |
45 Stück |
26. November 1991 |
Frankreich |
13. Februar 1960 |
24. August 1968 |
210 Stück |
27. Januar 1996 |
China |
16. Oktober 1964 |
17. Juni 1967 |
(-1995) 43 Stück |
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Indien |
18. Mai 1974 |
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(-1995) 1 Test |
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das
Manhattan Projekt
Die größte und zerstörerischste Waffe in der Geschichte der
Menschheit. Entwickelt und gebaut, um ein einziges Ziel zu erreichen:
Mitmenschen zu töten indem man sie verbrennt, zerfetzt und verstrahlt. Aber wie
kam es zu dieser Waffe ?
Am 2. August 1939, kurz vor dem Beginn des 2. Weltkrieges,
schrieb Albert Einstein mit Leo Szilard an Franklin D. Roosevelt (rechts), den damaligen Präsidenten der
Vereinigten Staaten, einen Brief, in dem Einstein selbst und führende andere
Wissenschaftler der damaligen Zeit den Präsidenten darauf aufmerksam machten, dass
Hitler-Deutschland große Anstrengungen unternahm, reines U-235
herzustellen, das für den Bau einer Atombombe verwendet werden kann. Am 9.
Oktober 1941 wurde entgültig der Entschluss von der amerikanischen Regierung
gefasst, die Atombombe zu entwickeln, wozu sie im August 1942 das Manhattan-Projekt ins Leben
riefen. Am 16. September übernahm General Groves die Militärische
Leitung für das Projekt, und im März des nächsten Jahres traf der ab
Juli wissenschaftliche Leiter des Manhattanprojekts in Los Alamos ein,
welcher später der Vater der Atombombe genannt werden sollte: J. Robert
Oppenheimer.
Das schwierigste Unterfangen war die Produktion von signifikanten Mengen
hochangereicherten U-235, das zum Aufrechterhalten der Kettenreaktion unbedingt
notwendig war. Damals war es nur unter großen Anstrengungen möglich, die nötigen
Mengen herzustellen: Zunächst erfolgte die Umwandlung von Uranerz in
metallisches Uran in einem Verhältnis von 500:1. Das so raffinierte metallische
Uran bestand zudem aus 99% Uran-238, welches für die Herstellung der Bombe
praktisch nutzlos ist. Des weiteren sind die beiden Isotope U-235 und U-238
chemisch völlig identisch, so dass keine chemische Reaktion sie zu trennen
imstande ist. Schließlich gelang es mehreren Wissenschaftlern an der Universität
von Columbia, die beiden Isotope mechanisch zu trennen.
In Oak Ridge, Tennessee, wurde eine gewaltige Anreicherungsanlage errichtet. H.
C. Urey und seine Mitarbeiter entwarfen ein System, das auf dem Prinzip der
Gasdiffusion beruht. Im Anschluss an diesen Prozess kam ein Prozess zum Einsatz,
der vom Zyklotron-Erfinder Ernest O. Lawrence an der Universität von
Kalifornien in Berkley ersonnen wurde und die beiden Isotope auf magnetischem
Wege trennte.
In einem dritten Trennschritt sonderte eine Gaszentrifuge das leichtere U-235
vom nicht spaltbaren U-238 aufgrund der unterschiedlichen Masse ab. So gelang es
schon am 2. Dezember 1942 Enrico Fermi mit Unterstützung von Leo Szilard mittels kontrollierter
Kettenreaktion Strom zu erzeugen, und eine Glühbirne zu betreiben.
Im Laufe der Jahre zwischen 1939 und 1945 wurden für das Manhattan-Projekt mehr
als 2 Milliarden Dollar ausgegeben.
Ob die jahrelangen Anstrengungen eines ganzen Heeres von
Forschern und Ingenieuren ans gewünschte Ziel führten, sollte sich an einem
schicksalhaften Morgen im Sommer 1945 ergeben. Am 16. Juli um 05:29:45 Uhr (Mountain
War Time) bombte der unförmige Koloss namens "The Gadget" (21 kt mit 5kg
239Pu)(Vorläufer
von "Fat Man") in einem
grellen Blitz, der den noch dunklen Himmel über den Jemez Mountains in New
Mexico erhellte, die Menschheit in das Atomzeitalter. Das Licht der Explosion
nahm eine orange Farbe an, als der atomare Feuerball mit einer Geschwindigkeit
von über 100 m/s pulsierend nach oben schoss und wurde schließlich im Zuge der
Abkühlung röter. Die charakteristische Wolke in Pilzform aus radioaktivem
Dampf materialisierte in einer Höhe von knapp 10 Kilometern. Neben dieser tödlichen
Wolke blieb am Explosionszentrum nur mehr grünliches radioaktives Gestein zurück,
das aufgrund der enormen Hitze in amorphes Glas verwandelt wurde. Der Lichtblitz
der Explosion war derart intensiv, dass angrenzende Bewohner einer weit
entfernten Gemeinde von 2 Sonnen sprachen, die an jenem Tag aufgingen und ihn
sogar ein blindes Mädchen aus knapp 200 Kilometern Entfernung sah.
Die Reaktion unter den beteiligten Wissenschaftlern war unterschiedlich. Doch
vielfach wich die anfängliche Freude über den glänzenden Erfolg schweren
Schuldgefühlen. Isidor Rabi sprach von einem gestörten Gleichgewicht in der
Natur, in der der Mensch zur tödlichen Bedrohung seiner selbst wurde, J. R.
Oppenheimer zitierte eine Stelle aus Bhagavad Gita: "Ich wurde zum Tod, den
Zerstörer der Welten.", Ken Bainbridge, der Testleiter, sagte zu
Oppenheimer: "Wir alle sind nun Huren-Söhne.".
Einige weitere unterzeichneten sofort nach der Testexplosion Petitionen zur
Vernichtung des "Monsters", ihre Proteste stießen aber auf tote
Ohren. Wie sich später zeigen sollte, war Jornada del Muerto in New Mexico
nicht der letzte Ort auf dem Planeten Erde, der die Zerstörung durch eine
Atomexplosion erleben sollte.
Den Test leitete General Groves.

Der Trinity Test (New Mexico)
Zeitliche Übersicht
17. Dezember 1938 |
Hahn und Straßmann gelingt der chemische Nachweis der
Spaltung des Uranatomkerns |
Januar 1939 |
Veröffentlichung der Arbeit von Hahn und Straßmann über
die Uranspaltung in der Zeitschrift Naturwissenschaften, Verlag von
Julius Springer Berlin |
26. Januar 1939 |
Bohr gibt auf einem Physiker-Kongreß in Washington die
Entdeckung der Kernspaltung bekannt |
4. Februar 1939 |
Einem Brief zufolge, befaßt sich Oppenheimer erstmals
mit der Urankernspaltung |
11. Februar 1939 |
Meitner und Frisch publizieren ihre theoretische Erklärung
der Kernspaltung |
18. März 1939 |
Veröffentlichung von Frederic Joliot-Curie über den
Nachweis zusätzlicher Spaltneutronen. Die Möglichkeit einer
Kettenreaktion wird real. |
30. April 1939 |
Die New York Times berichtet über den neuen
Explosivstoff Uran 235, "geeignet eine Fläche der Größe von New
York City zu verwüsten." |
2. August 1939 |
In einem Brief an US-Präsident Roosevelt empfiehlt
Einstein die Aufnahme von Arbeiten zur Herstellung der Atombombe, um
Deutschland zuvorzukommen |
1. September 1939 |
Ausbruch des Zweiten Weltkrieges |
11. Oktober 1939 |
Roosevelt erhält Einsteins Brief |
März 1940 |
Memorandum von Frisch und Peierls zur Herstellung von
Atombomben in Großbritannien. Start eines britischen Geheimprojekts
Entdeckung der Spaltbarkeit von Plutonium 239 |
März 1941 |
Herstellung von Mikromengen Plutonium, experimenteller
Nachweis der Spaltbarkeit |
April 1941 |
Oppenheimer wird Mitglied der National Academy of Science |
Oktober 1941 |
Der deutsche Atomforscher Klaus Fuchs verdingt sich in
London beim sowjetischen Spionagedienst |
7. Dezember 1941 |
Der Überfall Japans auf den US-Stützpunkt Pearl Harbour
zwingt die Vereinigten Staaten zum Kriegseintritt |
1. Juni 1942 |
Oppenheimer wird Leiter einer Forschungsgruppe beim
staatlichen Atomprogamm der USA |
August 1942 |
Gründung des »Manhattan Engineer District« - Tarnname
für die militärische Atomforschung in den USA |
16. September 1942 |
General Groves übernimmt die Leitung des »Manhattan«-Projekts |
November 1942 |
Oppenheimer wird als Leiter für die
Atombombenentwicklung in Los Alamos/ New Mexico vorgesehen |
2. Dezember 1942 |
Fermi gelingt es, in den USA die erste sich
selbsterhaltende Kettenreaktion in einem Uranmeiler in Gang zu setzen |
März 1943 |
Oppenheimers Ankunft in Los Alamos |
Juli 1943 |
Nach Erteilung der Sicherheitsgarantie wird Oppenheimer
Direktor in Los Alamos |
19. August 1943 |
In Quebec wird die angloamerikanische Zusammenarbeit bei
der Atombombenentwicklung vereinbart |
November/ Dezember 1943 |
Ankunft britischer Atomforscher in den USA, darunter
Fuchs |
30. Dezember 1943 |
Bohr trifft zur Mitarbeit in Los Alamos ein |
14. August 1944 |
Fuchs nimmt in Los Alamos seine Arbeit auf |
12. April 1945 |
US-Präsident Roosevelt verstorben, Nachfolger wird
Truman. |
7./ 8. Mai 1945 |
Kapitulation Deutschlands |
16. Juli 1945 |
Erster Atombombentest auf der Erde (New Mexico) |
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Oppenheimer |
Fermi |
v. Neumann |
Hahn |
Straßmann |
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Szilard |
Einstein |
Groves |
Teller |
Ulam |
Garwin |
Nach Manhattan
Schon bei der Erforschung der Kernspaltung für das
Manhattanprojekt stellte man fest, das es noch eine zweite Kernreaktion
gibt: Die Kernfusion. Während den meisten der beteiligten Wissenschaftlern
spätestens nach Hiroschima klar wurde, welche Waffe sie den Politikern und
Militärs in die Hände gelegt hatten, waren einige der Meinung, man dürfe
nicht aufhören zu forschen, und wollten eine noch stärkere Bombe entwickeln:
Die Wasserstoffbombe. Einer der unerschüttertsten Vertreter dieses Anliegens
war Edward Teller, welcher penetrant die Regierung zur Weiterentwicklung der
Bombe aufforderte. Diese sah sich jedoch in Ihrem Atombombenmonopol so gut
wie unangreifbar, so dass Tellers Projekt nicht all zu viel Bedeutung zugemessen
wurde. Diese Haltung änderte sich schlagartig am 29. August 1949, als US
Wetterbeobachtungsflugzeuge Zeugen des ersten sowjetischen Atombombentest
wurden.
Die USA reagierten schockiert. Ohne großen Zweifel beschloss man, sich ein
neues Monopol bei den Massenvernichtungswaffen zu sichern. In einem
Eilprojekt wurde nun die Wasserstoffbombe entwickelt. Ursprünglich hoffte
man dem damaligen Nationalhelden Robert J. Oppenheimer (den "Vater der
Atombombe" wie ihn die Boulewahrpresse nannte) noch einmal die wissenschaftliche Leitung
eines großen Militärprojektes übertragen zu können. Dieser jedoch
weigerte sich, mit der Begründung: "Es gibt in der Sowjetunion nur
zwei Ziele, die für eine Wasserstoffbombe in Frage kommen: Moskau und
Leningrad. In den USA hingegen gibt es über 50. Entwickeln wir die
Wasserstoffbombe, werden die Sowjets es auch tun."
Der neue wissenschaftliche leite von Los Alamos wurde Edward Teller. Teller erhielt nun die notwendigen finanziellen Mittel, um die
Bombe zu entwickeln. Eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der
Wasserstoffbombe war der Mthematiker Stnislaw Ulam, welcher z.B: die
notwendige Menge Tritium für die Super berechnete. Nachdem 1951 bedeutende
Fortschritte bei dem Superprojekt erzielt wurden,detonierte am 1. November 1952
der erste
thermonukleare Sprengsatz der USA auf dem Enewetak Atoll.
Oppenheimer behielt recht: Das Wasserstoffmonopol der USA hielt
nicht lange an.
Kein ganzes Jahr später holten die Sowjets mit ihrem 1. Wasserstofftest am 12. August 1953
auf. Aus diesem Grund versuchte man ein Abschreckungspotential aufzubauen,
in dem Man den Sowjets klar machte, dass ein Kernwaffeneinsatz automatisch
die Zerstörung ihrer Hauptstadt Moskau zu folge habe. Bomber konnten jedoch
abgeschossen oder schon am Boden zerstört werden, so dass man Raketen zum
neuen Trägermittel für Kernsprengköpfe machte. Diese sind schnell genug,
dass sie - wenn sie erstenmal gestartet wurden - nicht mehr abzuschießen
sind. Außerdem haben diese auch noch eine größere Flughöhe, weshalb man
sich für dieses Trägermittel entschied. Jedoch brachte dies auch neue
Probleme mit sich: Die Raketen hatten eine zu ungenaue Treffgenauigkeit um
sicherzustellen, dass ganz Moskau zerstört werden würde. Ein neue und
stärkere Bombe sollte diese Ungenauigkeit wieder ausgleichen. Die
sogenannte "FFF- Bombe" (Fission-Fusion-Fission) oder auch
"Dreiphasenbombe" wurde primär von Richard Garwin und Edward
Teller entwickelt, und besaß eine Sprengkraft von 15 Mt. Am 1. März 1954 wurde diese auf dem
Bikiniatoll zur Detonation gebracht (siehe Bild unten). Die FFF-Bombe gewinnt ihre Energie wie
die Wasserstoffbombe, mit dem Unterschied, dass die bei der Kernfusion
freigesetzten Neutronen einen 2. Spaltvorgang mit zusätzlichem
Spaltmaterial in Gang setzen. Im Gegensatz zu der Sowjetunion spezialisierte
man sich in den USA jedoch bald darauf, zielgenauere Raketen zu entwickeln
und zu produzieren, so dass die irrational übermäßige Sprengkraft bald
überflüssig wurde.
Es Folgte die Entwicklung weiterer Sonderversionen der
Atombombe. So wurde die Neutronenbombe entwickelt, um feindliche Panzerbesatzungen
durch Neutronenstrahlung zu töten. In der Angst, die Sowjetunion könne
Raketenabwehrsysteme entwickeln, bestückte man die ICBMs mit sogenannten
MIRV-Sprengköpfen. Die Idee war, in der letzten Anflugsphase der Rakete
mehrere gleichartige Sprengköpfe das Ziel ansteuern zu lassen, von denen
jedoch nur einer die Atomare Sprengladung getragen hätte. Hiermit wollte
man erreichen, dass Abwehrraketen die als Attrappe dienenden nichtnuklearen
Sprengköpfe abschießen, der tatsächliche Sprengkopf jedoch planmäßig
zur Detonation kommt. Wie man weiß, hat es von Seiten der Sowjets kein
Raketenabwehrsystem gegeben, so dass das MIRV-System umgebaut wurde. So kann eine
einzige ICBM mehrere atomare Gefechtsköpfe tragen, welche dann unabhängig
voneinander ihre jeweiligen Ziele ansteuern.
Momentan forschen die USA an dem sogenannten NMD-System
(National missile defense) welches ein Nachfolgeprogramm des unter Ronald
Regan in den 80ern laufende SDI-Programms ist. Es handelt sich hierbei um
ein Raketenabwehrsystem, gebaut um ICBMs in der Luft mit Abfangraketen zu
zerstören.

Der Bravo Test auf dem Bikiniatoll am 1. März 1954
Das Uranprojekt
der UdSSR
Während
der 30er Jahre war Leningrad - das heutige St. Petersburg - Zentrum der
Atomwissenschaft in der Sowjetunion. Viele der nachher am Bombenbau
beteiligten Forscher arbeiteten hier in Instituten, und bemühten sich um
die Atomphysik und um den Bau eines Zyklotrons. Nachdem im Frühjahr 1939
die Nachricht über die Entdeckung der Kernspaltung durch Otto Hahn eintraf,
berechneten Chariton und Zeldovich schon im August 1939 die kritische Masse
bei Uran 235 auf etwa 10 kg. Jedoch wurde die Kernphysik von der Regierung
nicht unterstützt, da man sie lediglich für einen unbedeutenden
Teilbereich der Physik hielt, und nicht für militärisch nutzbar, obwohl
die Idee einer Atombombe auch schon 1939 existierte. Außerdem gab es in der
Sowjetunion Physik- und Philosophengrößen wie Maksimov welche entschiedene
Gegner der Kernphysik waren, und so kamen Personen wie Georgij Flerov
vorerst so gut wie nicht zu Wort. Im November 1940 Referierte Igor
Kurchatov, welcher sich seit 1939 ausgiebig mit der Kernspaltung
beschäftigt hatte, über die Kernspaltung, welche mit Hilfe von schwerem
Wasser als Moderator möglich würde. Ende 1940 gewann Kurchatov das Gehör
des berühmten Akademikers N.N. Zementov, welcher einen Brief an das Volkskommissariat
für Schwerindustrie verfasste, in dem er sich für den Bau einer Atombombe
aussprach. Nach Kriegsbeginn 1941 verlor das Atombombenprojekt sogar noch an
Bedeutung, und die Physiker wurden einer nach dem anderen eingezogen. Die
Forschung bis zu diesem Zeitpunkt waren nicht bemerkenswert. Es fehlte den
Physikern an Uran, schwerem Wasser und allgemein an Geld, da sie nicht
subventioniert wurden. Über die genauen Gründe, weshalb das Uranprojekt
doch bewilligt wurde, ist nichts bekannt, jedoch dürfte das Angebot Klaus
Fuchs, als Spion zu agieren, ein wesentlicher Punkt gewesen sein. Im August
1942 wurden die Physiker Ioffe - welcher später Kurchatov als Leiter des Bombenprojektes
vorschlug - Vernadskij, Chlopin und Kapiza nach Moskau eingeladen um mit
Stalin die Gefahr einer deutschen Atombombe zu erörtern. Ende August 1942
wurde Kurchatov dann nach Moskau gerufen, um ihn nach seiner Einstellung zum
Bombenprojekt zu fragen. Am 21. Oktober 1942 sagte dann der Forderung
Stalins zu, und wurde wissenschaftlicher Leiter des Uranprojekts. Seine voll machten
überstiegen jedoch die seines US-Gegenspielers Oppenheimers um Welten.
Kurchatov hatte als einziger Zugriff auf Geheimdienstberichte und brachte so
die wichtigsten Ideen für den Bau der Bombe. Zusätzlich erhielt er die
Befugnis, 100 Physiker, Ingeneure und Radichemiker hinzuzuziehen. Die eigentlichen
Arbeiten begannen erst im Februar 1943 im Moskauer "Laboratorium
2". In dem extra erbauten "Laboratorium 3" begann Alichanov
mit dem Experimenten für einen Reaktor, basierend auf Natururan und
schwerem Wasser als Moderator. 1944 wurde Molotow, Stalins Ohr und mund in
Sachen Atombombe von seinem Posten als militärischer Leiter durch den
damaligen Geheimdienstchef Berija abgelöst. Molotow augagierte sich der Meinung
der meisten nach nicht genügend oder trat so gut wie überhaupt nicht in
seiner Funktion auf. bis 1945 war das Uranprojekt jedoch nicht im
entferntesten mit dem Manhattanprojekt vergleichbar. Am 25 April 1944
befanden sich 74 Personen an der Arbeit im Laboratorium 2, und nur 25 von
diesen waren tatsächlich Wissenschaftler. Dies sollte sich erst nach Hiroschima
ändern, nachdem Stalins Zweifel an der Realisierbarkeit der Bombe
schwanden.
1945 begann man aus dem besetzten Deutschland Wissenschaftler für den
Bombenbau einzuziehen welche sich dann in der Sowjetunion primär mit
Trennverfahren für die Isotope auseinander setzten. Unter diesen befanden
sich unter anderen Manfred von Ardenne, Ludwig Bewilogua, Werner Czulius,
Robert Döpel, Gustav Hertz, Heinz Pose, Nikolaus Riehl, Peter Adolf
Thiessen, Nikolai Timofeev-Ressovski sowie Max Volmer. Außerdem fielen den
Sowjets Uranerzmienen und Lagerstädten in Aue, Annaberg, Bernstein,
Freiberg, Freital, Johanngeorgenstadt, Marienberg, Neu Städtel,
Niederschlema, Oberschlema, Olbernhau, Schneeberg, Schwarzenberg und Zwickau
in die Hände, so dass nun genügend Uran für die Bombenentwicklung , zur
Forschung und zum Bombenbau vorhanden war. Das Bombenprogramm bekam nun eine
neue Dimension, da es erstens nachgewiesen realisierbar war, und zweitens
der Einsatz "Little Boys" als eine Machtdemonstration der USA
gegenüber der Sowjetunion aufgefasst wurde. Das Uranprojekt hatte nun
äußerste Priorität und das nicht nur auf wissenschaftlicher Ebene. Unter
den strengsten Geheimhaltungsbedingungen musste nun innerhalb von 5 Jahren,
so hatte man es Stalin versprochen, eine zündfertige Atombombe entstehen.
Der furchteinlösende Berija war weiterhin Leiter des Projektes, obwohl man
sich von Seiten der sowjetischen Wissenschaftler häufig über dessen
Inkompetenz beschwerte. Da er jedoch der Leiter des Geheimdienstes war, war
er eben so unersetzlich, wie von den Glauben besessen, die sowjetische
Atombombe 1 zu 1 von den USA kopieren zu müssen, was sich jedoch als
schwierig erwies, da in der Sowjetunion völlig andere Rahmenbedingungen
herrschten. Die Geheimdienstberichte aus dem Ausland lieferten viel Wissen
zum Bombenbau, jedoch musste alles nachgebaut und überprüft werden, da die
USA auch gezielt dessinformierte. Am 25 Dezember 1946 gelang den Sowjets ein
bedeutender Fortschritt: Es war ihnen gelungen den Reaktor F-1 herzustellen,
und in diesem eine sich selbsterhaltende Kettenreaktion zu erzeugen. Dieser
erzeugte jedoch nicht genügend Plutonium für den Bombenbau, so dass man
ihn auf den schnellsten Wege im Großen in der Nähe von Tscheljabinsk etwas
weiterentwickelt nachbaute, welcher A-30 genannt wurde. Die Reaktoren hatten
so gut wie keine Sicherheitsvorkehrungen gegen Radioaktivität, so starb ein
beträchtlicher Anteil der Wissenschaftler später an den Folgen der
Radioaktivität. Noch Jahre lang leitete man das radioaktiv verseuchte
Kühlwasser des A-30 in den See von Tscheljabinsk. Noch bevor die nötigen
Massen Plutonium bereitstanden, begann die tatsächliche Bombenentwicklung
durch Zeldovich und Chariton, was Berechnung des benötigten konventionellen
Sprengstoffs und ähnlichem mit beinhaltete. Die Physiker standen unter
enormen Druck. Die angst vor dem Versagen oder dass man für eine Lappalie
zur Verantwortung gezogen würde, trieb einige von Ihnen in den Selbstmord.
Ab Mai 1949 verlagerte sich der Großteil der Arbeiten nach Semipalatinsk,
dem Testgelände für die erste sowjetische Atombombe. Auf einem 50 Meter
hohem Turm wurde die 22kt Bombe 1a oder auch "Anna Ivanova"
am 29.August 1949 um 7.00 Uhr Morgens zur Detonation gebracht. Eine neue Weltmacht war geboren,
und das Atombombenmonopol der USA löste sich in einem hellen Lichtblitz
auf. Die UdSSR war Atommacht.
Kurchatov stellte 1948 eine Gruppe von Wissenschaftlern
zusammen, welche sich unter der Leitung von Igor Tamm mit der Kernfusion
beschäftigten. Unter diesen Wissenschaftlern befand sich unter anderem auch
Andrei Schakharov, welcher später als Vater der sowjetischen Atombombe
bekannt wurde. Der Test, welcher am 12 August 1953 Stattfand hatte eine
Sprengkraft zwischen 200 und 400 kt. Dieser kam jedoch nicht an die
Dimensionen der USA Bomben hin. Die erste Wasserstoffbombe, welche es mit
den amerikanischen aufnehmen konnte wurde am 22. November 1955 gezündet.
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Kurchatov |
Ioffe |
Flerov |
Zeldovich |
Tamm |
Schakharov |
Wettrüsten
der Weltmächte
In vielen Geschichtsbüchern wird das "nuklearen Gleichgewicht",
das "Gleichgewicht des Schreckens" oder die "gegenseitigen
Abschreckung" behandelt, jedoch nur oberflächlich, und verallgemeinert
. Hierbei ging es um die Bemühung der beiden Weltmächte, einen Atomkrieg
denkbar und gewinnbar zu machen. Um aber einen Atomkrieg zu gewinnen mussten
erstens die gegnerischen Raketen zerstört werden können, andererseits
mussten noch
genügend Atomwaffen vorhanden sein, um mit diesen wirtschaftliche Ziele zu
zerstören. So muss man also immer mehr Kernwaffen zur Verfügung haben, als
der Gegner.
Wir wollen versuchen, dies an einem Beispiel zu verdeutlichen: A rüstet
auf, um mehr Atomwaffen wie B zu besitzen, damit er mit seinen Atomwaffen die
Atomwaffen von B zerstören kann und zweitens noch genügend hat, um die
wirtschaftlichen Zentren von B zerstören zu können. Drittens müssen noch
genügend Atomwaffen zur Verfügung stehen, um neu entdeckte Kernwaffenlager
des Gegners zerstören zu können, nicht getroffene Ziele erneut angreifen
zu können und immer noch zu einem Zweitschlag fähig zu sein, um den Gegner
vom Gegenschlag abhalten zu können.
B muss nun wiederum aufrüsten, da er weniger Kernwaffen hat wie A.
Für ihn ist es nun wichtig, die Zahl der Atomwaffen des Gegners zu
überrüsten, um so wieder dessen neu aufgestellte Kernwaffen vernichten zu
können, und ihn wirtschaftlich zu schädigen.
Daher hätte der interkontinentale Atomkrieg so ausgesehen, dass beide
Seiten versuchen, die eigenen Atomwaffen noch in die Luft zu
bekommen, damit sie der Gegner nicht am Boden zerstört.
Die USA begannen mit dem ersten größeren Aufrüsten mit der Kenntnis, dass
sie das Atomwaffenmonopol verloren hatten, und vor dem politischen
Hintergrund der Berlinkrise 1949.
Ab 1951 hatten die USA die erste Wasserstoffbombe. 1955 wurden die
Kernwaffen auch in der Sowjetunion bei den Militärs immer beliebter, und in
den Taktikspielchen der Generäle reichte das vorhandene Arsenal bald nicht
mehr aus, weshalb man die Produktion an A- und H-Bomben langsam aber sicher
hoch fuhr. Die USA traf ein Schlag nach dem anderen. Nach dem Aufsteigen des
Sputniksatteliten deckten sich die USA bis 1964 mit etwa 32500 Kernwaffen
ein.
Anfang der 60er Jahre wurde eine neue Strategie entwickelt, wie ein
Atomkrieg auszusehen habe. Die flexible Vergeltung und das Einführen der
MIRV-Sprengköpfe machten einige Kernwaffen überflüssig, nachdem man
ohnehin auf mehr Sprengkörper als die Sowjetunion saß. Zusätzlich wurden
nun die ersten Rüstungsverträge unterschrieben, welche zwar das Abrüsten
nicht erzwangen, jedoch politisch annehmbar machten. Zwischen 1976 und 78
überrüstete die Sowjetunion die USA in Sachen Kernwaffen. Bis zum Jahre 1986
häufte sie etwa 45000 Atomwaffen an. Gorbatschow und seine Perestroika
setzten dem ein Ende. So rüstete die Sowjetunion bzw. Russland auf etwa
20000 Kernsprengköpfe bis heute ab. Die USA, welche seit 1964 die Zahl der
Kernwaffen nach unten schrauben - da sie alte Kernwaffen durch neue
ersetzten, welche treffsicherer waren, und daher weniger Reservekernwaffen
benötigt wurden - besitzen heute noch etwa 10000 Kernsprengsätze.
Deutschland und die Atombombe
Im Auftrag von Dr. Kurt Diebner stellte Erich Bagge 1939, kurz
nach Beginn des zweiten Weltkrieges eine Liste von 10 Atomphysikern auf, welche
über den Bau einer Atombombe auf einer für den 16. September angesetzten
Sitzung beratschlagen sollten. Auf der Gästeliste für den 16. September 1939
standen die Herren:
Bothe, Flügge, Geiger, Hahn, Harteck, Heisenberg, Hoffmann,
Mattauch, E. Schopper
Bei der Sitzung selbst waren Flügge und Heisenberg nicht
anwesend, dafür Diebners Vorgesetzter Dr. Basche. Nach vier Stunden Diskussion,
sollte eine Entscheidung fallen:
Ist es möglich eine Atombombe zu bauen oder nicht? JA oder NEIN? In Basches
Rede ist nie das Wort Atombombe gefallen, jedoch sagte Diebner dies, als es um
die Aufstellung einer Tagesordnung ging. Dass es sich beim HWA (Heereswaffenamt)
nicht um eine zivile Nutzung von Atomenergie ging, war allen klar.
Ein zweites Treffen fand am 26 September des gleichen Jahres
statt, um verbindlich festzulegen, wer mitarbeiten werde. Außerdem wartete man
die Reaktion der Vorgesetzten ab, welchen man das Ergebnis der Ersten Sitzung
mitgeteilt hatte: Eine Nutzung von Kernenergie seihe möglich, und man empfehle,
diese zu erforschen.
An diesem nahmen nun auch Heisenberg und Flügge teil, Dr. Barsche war am 26.
jedoch abwesend.
Weshalb man glücklicher Weise im dritten Reich von der
Atombombe abließ, hatte wohl mehrere Gründe. Drei wichtige Gründe waren wohl,
dass die Besprechungen aus Sicht der obersten Heeresleitung nicht wirklich die
gewünschten Ergebnisse erzielten, dass es an Geldunterstützung und Materialien
mangelte, zumal ein Teil von diesen bei Bombenangriffen zerstört wurden, und
dass sich die oben genannten Physiker bewusst waren, dass es sich hier um die
militärische Nutzung von Kernenergie handelte.
Der wichtigste Grund war vielleicht, dass dem Antrag, die
"Kernenergie" genauer zu erforschen, bei der obersten Heeresleitung
offensichtlich zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet wurde, und somit die Bedeutung
von diesem unterschätzt wurde.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, stellte sich die Frage,
ob auch die Bundeswehr über Kernwaffen verfügen solle. Hierzu wurde von 18
deutschen Atomphysikern, unter denen sich auch Otto Hahn, Fritz Strassmann,
Josef Mattauch und Werner Heisenberg befanden, folgendes erklärt (Die Göttinger
Erklärung der 18 Atomwissenschaftler)
Die Pläne einer atomaren Bewaffnung der Bundeswehr erfüllen
die unterzeichnenden Atomforscher mit tiefer Sorge. Einige von ihnen haben den
zuständigen Bundesministern ihre Bedenken schon vor mehreren Monaten
mitgeteilt. Heute ist eine Debatte über diese Frage allgemein geworden. Die
Unterzeichnenden fühlen sich daher verpflichtet, öffentlich auf einige
Tatsachen hinzuweisen, die alle Fachleute wissen, die aber der Öffentlichkeit
noch nicht hinreichend bekannt zu sein scheinen.
1. Taktische Atomwaffen haben die zerstörende Wirkung
normaler Atombomben. Als "taktisch" bezeichnet man sie, um auszudrücken,
daß sie nicht nur gegen menschliche Siedlungen, sondern auch gegen Truppen im
Erdkampf eingesetzt werden sollen. Jede einzelne taktische Atombombe oder
-granate hat eine ähnliche Wirkung wie die erste Atombombe, die Hiroshima zerstört
hat. Da die taktischen Atomwaffen heute in großer Zahl vorhanden sind, würde
ihre zerstörende Wirkung im ganzen sehr viel größer sein. Als
"klein" bezeichnet man diese Bomben nur im Vergleich zur Wirkung der
inzwischen entwickelten "strategischen" Bomben, vor allem der
Wasserstoffbomben.
2. Für die Entwicklungsmöglichkeit der lebensausrottenden
Wirkung der strategischen Atomwaffen ist keine natürliche Grenze bekannt. Heute
kann eine taktische Atombombe eine kleinere Stadt zerstören, eine
Wasserstoffbombe aber einen Landstrich von der Größe des Ruhrgebiets
zeitweilig unbewohnbar machen. Durch Verbreitung von
Radioaktivität könnte man mit Wasserstoffbomben die Bevölkerung der
Bundesrepublik wahrscheinlich heute schon ausrotten. Wir kennen keine technische
Möglichkeit, große Bevölkerungsmengen vor dieser Gefahr sicher zu schützen.
Wir wissen, wie schwer es ist, aus diesen Tatsachen die
politischen Konsequenzen zu ziehen. Uns als Nichtpolitikern wird man die
Berechtigung dazu abstreiten wollen; unsere Tätigkeit, die der reinen
Wissenschaft und ihrer Anwendung gilt und bei der wir viele junge Menschen
unserem Gebiet zuführen, belädt uns aber mit einer Verantwortung für die möglichen
Folgen dieser
Tätigkeit. Deshalb können wir nicht zu allen politischen Fragen schweigen. Wir
bekennen uns zur Freiheit, wie sie heute die westliche Welt gegen den
Kommunismus vertritt.
Wir leugnen nicht, dass die gegenseitige Angst vor den
Wasserstoffbomben heute einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung des Friedens in
der ganzen Welt und der Freiheit in einem Teil der Welt leistet. Wir halten aber
diese Art, den Frieden und die Freiheit zu sichern, auf die Dauer für unzuverlässig,
und wir halten die Gefahr im Falle des Versagens für tödlich.
Fritz Bopp, Max Born, Rudolf Fleischmann, Walter Gerlach,
Otto Hahn, Otto Haxel, Werner Heisenberg, Hans Kopfermann,
Max v. Laue, Heinz Maier-Leibnitz, Josef Mattauch, Friedrich-Adolf Paneth,
Wolfgang Paul, Wolfgang Riezler, Fritz Strassmann, Wilhelm Walcher,
Carl Friedrich Frhr. von Weizsäcker, Karl Wirtz
Entwicklung der indischen
Atombombe
Die indische Atombombenexplosion vom Mai 1998 oder die Operation
"Shakti" ( ind: Braut)
(das Copyright dieses Textes
über die indische Atombombe liegt beim Nusserverlag München 2001
"Die politische, soziale und wirtschaftliche Geschichte
Indiens")
Die Operation war voll gelungen, Amerikaner und Russen sowie
alle Europäer und China konnten trotz aller "Himmelsspione" und
Satelliten nicht die mehr als dreißigtägigen Vorbereitungen in der Wüste
Rajasthans vorhersagen. Ein beschämendes Versagen wast-östlicher
Spitzentechnologie, das die Sprüche der Militärs und Politiker von
fantastischen "Schutzschirmen" und "zuverlässigen
Abwehrmechanismen" ad absurdum führt.
Zwei Organisationen trugen die Kosten der Atomversuche, das "Department of
Atomic Energy" (DAE) und die "Defence Research Development
Organisatzion" (DRDO), man zahlte aus dem laufenden Etat und benötigte
nicht einmal extra Mittel.
Beide Organisationen handelten im Auftrag des "Gehirns" des indischen
Atomwaffensystems des "Bhabha Atomic Research Center" (BARC) in Bombay
(Mumbay) Stadtteit Thrombay, wo alle bisherigen Sprengkörper der Inder
hergestellt wurden. Insgesamt waren drei Fachlaboratorien der DRDO am Entwurf,
den Versuchen und der Produktion dieser weiterentwickelten Sprengkörper
beteiligt, dazu kam die Entwicklung von Auslösungsmechanismus für
hochvoltaische Systeme, Flugproben und andere notwendigen Versuche.
Alle Mechanismen wurden in Indien eigenständig entwickelt.
In einer Verlautbarung teilte die indische Regierung folgendes mit: "Die
Explosion der Spaltung am 11.5.1998 hatte eine Kraft von 12 kt, eine 43 kt und
eine unter 1 kt. Alle drei Sprengkörper wurden zur gleichen Zeit gezündet. Am
13.5. wurden zwei weitere Sprengkörper mit 0,2 und 0,06 kt gezündet. Dabei
wurde sorgfältig darauf geachtet, dass kein radioaktiver Austritt
erfolgte".
Was man von solchen Verlautbarungen zu halten hat, weiß man. (....)
Die "Väter" der letzten indischen Atombombenexplosion:
Dr. R. Chidambaram, der Vorsitzende
der Atomenergiekommission, Premier Vajpayee und Dr. A. P. J. Abdul
Kalam, der wissenschaftliche Berater des Verteidigungsministeriums. Die
Pioniertruppen der indischen Armee gruben die unterirdischen Gänge aus, die
Jeweils ein km voneinander entfernt waren. Wenige Minuten nach der Explosion
überflogen die Hubschrauber der Indischen Luftwaffe das Testgelände mit
Geigerzählern, um radioaktive Strahlungen zu messen. Sie Standen unter dem
South-Western Air Command im nahegelegenen Jaisalmer.
Die Entwicklung Indiens zur Atommacht: Bei der zweiten
Atomexplosion Indiens ist es den arroganten 5 Atommächten vergangen, milde
lächelnd auf Indien herunterzublicken.
Man war ja immer der Meinung, dass die Inder ohne die Hilfe der Engländer,
Russen oder andere Länder so etwas nicht herstellen könnten. Das wurde
schon1974 bei der ersten Explosion unter Indira Gandhi, Lügen gestraft. Die
indische Atomindustrie und auch die Bombenentwicklung hat eine lange,
erfolgreiche Tradition die aber so gerne im Westen übersehen worden ist, und
milde belächelt; das hat sich aber gerächt. Werfen wir nun einen Blick auf die
Entwicklung.
Der Anfang von 1948: Im Jahr 1948 wurde das "Department of
Atomic Energy" (DAE) gegründet. Zuvor aber war bereits der indische
"Papst" der Atomindustrie Bhabha aktiv gewesen und die treibende Kraft
für eine eigenständige Atomrüstung. Nach Ihm wurde 1967 das "Bhabha Atomic Research Center"
(BARC)
benannt. Noch heute ist es die wichtigste Institution dieser Art in Indien.
Bereits in den sechziger Jahren schlug Bhabha der Regierung den Bau einer
Atombombe vor, der aber abgelehnt wurde. 1973 begann dann der Reaktor Nummer 1,
der Rajasthan Atomic Power Station (RAPS) auf kommerzieller Basis zu arbeiten,
1985 wurde der Dhruva Reaktor kritisch und im gleichen Jahr erreichte der
"Schnelle Brüter" (FBTR) seine kritische Masse. 1989 erzielte die
"BARC" eine kalte Fusion, 1991 produzierte man an zwei stellen bereits
schweres Wasser.
Die wichtigsten Institute: Eine Atomindustrie kann man nur mit
einer Fülle von technisch-wissenschaftlichen Instituten und Fabriken aufbauen,
die höchstes technologisches Niveau erfordern. In Indien sind das kurz
zusammengefasst folgende:
-
Das Bhabha Atomic Research Center genannt BARC in Thrombay
(Bombay) [Es ist das Herzstück der indischen Nuklearentwicklung. Es ist
nach Homi Jehangir Bhabha benannt, der Haupttriebfeder der indischen
Atomindustrie.]
-
Der Apsara Reaktor im BARC [Dieser Reaktor war der erste in
Asien, außerhalb der ehemaligen Sowjetunion. Er wurde komplett in Indien im
Jahre 1955 erbaut, aber sein Brennstoff kam aus Großbritannien. Dieser
Reaktor war ein idealer Forschungsreaktor.]
-
Die Uranproduktionsstätte in Jadugoda [Der Ort liegt im
Bundesstaat Bihar. Hier wird Uran geschürft. Aber es gibt noch andere
Lagerstädten. Alle zusammen machen Indien vom Uranimport unabhängig. Nach
der Erstbearbeitung wird das Uran zur Reinigung in Fabriken nach Hyderabad
und Thrombay geschickt und dort in Uranoxid-Öl umgewandelt]
-
Der Dhruva Reaktor in Thrombay [Er nahm seinen vollen
Betrieb erst 1988 auf. Er verarbeitet das Uran-Öl in Plutonium, das für
Kernwaffen verwändet werden kann. Für die erste Bombe im Jahr 1974
benutzte Indien aber den kleineren Cirusreaktor. Die Kanadier, die beim Bau
von Cirus Hilfestellung leisteten, wurden belogen. Indien hatte nämlich
fest versprochen, Cirus nicht für Waffenproduktion einzusetzen]
-
Die Plutonium-Aufbereitungsanlagen in Thrombay, Tarapur und
Kalpakkam. [Diese Fabriken stellen das Metall her, das nötig ist, für die
Präzisionsarbeit den 6 bis 8 kg schweren Sprengkörper (...) herzustellen.
Heute wird dies an geheimen Anlagen im Auftrag der DRDO gemacht, um
militärische Attacken schwieriger zu machen.]
Die Reaktionen im In- und Ausland: Es besteht kein Zweifel, dass
die Atomtests von der Mehrheit der intellektuellen Inder gebilligt wurden. Die
Zeitungen und Zeitschriften waren tagelang voll von huldvollen Adressen an den
Regierungschef Vajpayee, der die Explosionen geschickt als innenpolitische
Propaganda einsetzte. Aber nach dem ersten Rausch erhoben sich auch kritische
Stimmen, da die Weltbank Kredite annulliert und die USA einen heuchlerischen Boykott
androhte.
Massenvernichtungswaffen in den
Händen von Terroristen
Zahlreiche Filme zeigen es: Terroristen, welche mit Kernwaffen
die Welt bedrohen. Nur Fiktion?
1995 zeigte sich, dass Terroristen vor Massenvernichtungsmitteln nicht
zurückschrecken: In der Kasumigaseki-U-Bahn-Sation in Tokio kommt es zu
einem Anschlag mit dem chemischen Nervenkampfstoff Sarin. 12 Menschen starben,
2500 wurden verletzt. Im Sommer des Jahres 2000 berichtet eine Berliner Zeitung,
über den Verlust einer Festplatte mit Informationen, mit denen Terroristen in
der Lage wären, Kernwaffen herzustellen, sofern sie an die Materialien
gelangen. Die Festplatte wurde vom FBI hinter einem Kopierer wiedergefunden, wo
sie jedoch bei der ersten Durchsuchung nicht zu finden war. Materialien sind
leider viel zu leicht zu beschaffen, vor allem aus der ehemaligen Sowjetunion. Aber
auch Kernwaffen selbst sind im Osten viel zu unsicher verwahrt, so dass es sogar
möglich wäre, eine funktionstüchtige Kernwaffe zu erhalten.
Natürlich sind dies Theorien, welche jedoch sehr wohl real
werden könnten: So ist es nicht verwunderlich, dass schon der ein oder andere
US-Amerikaner eine solche Waffe gebaut hat.
Hier bringt auch das von Kernwaffenbefürwortern so hoch wohl gelobte
"Abschreckungsprinzip" nichts, da es sich hier nicht um einen
"Gegner" auf einem bestimmten Territorium handelt, sondern um
militante Terroristen, welche sich unter die eigenen Bürger mischen.
Auf Grund zahlreicher Atomwaffendrohungen an Städte und dem
enormen Fehlschlag der deutschen Polizei bei den olympischen Spielen 1972 in
München, wurde in den USA vom
Energieministerium Anfang der 70er eine Spezialeinheit gegründet, welche den Namen NEST (Nuclear
Emergency Search Team)
trägt. Sie ist fast ausschließlich für die Bekämpfung terroristischer
Angriffe auf Kernwaffen und Spaltmaterial zuständig, sowie bei der Drohung
eines Kernwaffeneinsatzes durch Terroristen und Erpresser die Kernwaffen oder
das Spaltmaterial ausfindig zu machen, und die Terroristen auszuheben.
Wie weit diese Erfolg haben
würde, Anschläge zu verhindern, ist fraglich.
(Foto rechts: NEST Sondereinsatzkommando, bewaffnet mit der MP-5
von Heckler& Koch)
(C)
2000 - 2001 by Gabriel Huber
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